Fragen zum Euro

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  1. Avatar von Lukas001
    Lukas001

    Standard Fragen zum Euro

    Hallo,

    ich habe eine Frage an die Finanz- und Wirtschaftsprofis hier.

    Wenn wir jetzt die Schulden ausländischer Staaten bezahlen müssen, werden wir doch sicher auch irgendwann zahlungsunfähig. Wäre es da nicht besser für Deutschland und die deutschen Sparer, wenn wir den Euro wieder abschafften und die D-Mark wieder einführten?


    Mit freundlichen Grüßen

    Lukas

  2. Avatar von Bolitho
    Bolitho ist offline

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    Standard AW: Fragen zum Euro

    Wen meinst du eigentlich? Die Griechen an sich gibt es ja sowenig wie den Deutschen. Finde man sollte das sehr differenziert betrachen. Der Normalgrieche kann nichts für die Situation. Der versucht, genau wie wir, ein schönes Leben zu führen. Das ein niedriger Zins Kreditanreize setzt, beobachten wir ebenfalls in Deutschland. Parameter hier wäre die Zahl der Privatinsolvenzen... Aber egal.

    Hier gibt es auch noch Videos: Bachelor Of Business Education | Degree In Business College | Academic Earth

  3. Avatar von Klaus.Gold
    Klaus.Gold ist offline

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    Standard AW: Fragen zum Euro

    Sehr guter Beitrag Bolitho. Ich finde es oftmals problematisch, wenn man wirtschaftliche Entwicklung mit einem angeblichen "Nationalcharakter" verbindet. Im Grunde sind das nur Vorurteile die außerwirtschaftliche Erklärungsversuche in ein komplexes Feld mit einbinden. Diese erklären aber nichts, sondern verschleiern die Ursachen lediglich.

  4. Avatar von Lukas001
    Lukas001

    Standard AW: Fragen zum Euro

    In Griechenland arbeiten 750.000 Beamte und rund 600.000 Angestellte beim Staat und dies bei nur 10,8 Millionen Einwohnern. (Nur mal nebenbei: Wie sehen wohl die entsprechenden Zahlen für Deutschland aus?)
    Der Staatsapparat ist damit völlig überbesetzt und ineffektiv ohnehin.
    Dieser Staatsapparat kostet weit mehr als die Hälfte der griechischen Staatsausgaben.
    Es ist mir schleierhaft, wie man hier keinen Reformbedarf erkennen kann. Wenn der griechische Staat ernsthaft Ausgaben reduzieren möchte, kann er doch nur im öffentlichen Dienst ansetzen, die Ausgaben für den ineffizienten Gesundheitssektor kürzen und bei den Verteidigungsausgaben sparen.
    Oder behauptet jemand allen Ernstes, daß die soliden Staaten Europas dauerhaft den öffentlichen Dienst in Griechenland finanzieren sollen, damit die Arbeitslosenquote dort ja nicht ansteigt?

  5. Avatar von neutraler Tippgeber
    neutraler Tippgeber

    Cool AW: Fragen zum Euro

    Hallo Lukas,

    neben dem Ausgabenproblem hat Griechenland vorallem ein Einnahmeproblem. Reiche Griechen zahlen kaum bzw. gar keine Steuern und die Korruption im Lande läßt die Steuergelder versickern. So kann das auf Dauer nicht gut gehen.

    Verschärft wurde die Lage Griechenlands durch die seit der EURO-Einführung günstige Versorgung mit Krediten. Zahlte Griechenland vor EURO-Einführung hohe Zinsaufschläge für Staatsanleihen, waren diese durch die gute "EURO-Bonität" verursacht vorallem durch Deutschland (DM) deutlich geringer. Das hat natürlich ein Konjukturboom und ein Aufblähen des griechischen Staatsapparates (siehe Deine Ausführungen zum Öffentlichen Dienst) durch günstige Schulden ausgelöst.

    Leider gab das keinen nachhaltigen positiven Effekt- und nun ist Zahltag.
    Fragt sich nur für wen ...

    Kein Staat kann sich von Heute auf Morgen um 180 Grad drehen und alle Probleme durch Reformen sofort lösen. So etwas braucht in einer Demokratie viel, viel Zeit. Und genau diese ist bereits verstrichen. Deshalb rechnen viele Experten mit dem Austritt Griechenlands aus der EURO-Zone. Ich persönlich denke, es werden noch weitere folgen. Fragt sich nur, ob wir Deutsche es wollen, mit einer Schulden-Union mit Portugal, Irland, Italien, Griechenland und Spanien (PIIGS) das Unvermeidbare noch weiter hinauszuzögern. Die Schulden der PIIGS werden auf ca. 10 Billionen EUR geschätzt. Frankreich ist hier noch nicht miteinberechnet, steht aber selber bereits auf der Kippe. Deutschland hat selber 2 Billionen EUR Schulden. Dass der EURO insgesamt in Gefahr ist, läßt sich angesichts dieser Zahlen kaum bestreiten.

    Aktuell läuft eine Verfassungsbeschwerde gegen die Schulden-Union (ESM) beim Verfassungsgericht in Karlsruhe. Jeder deutsche Bürger kann sich dem kostenfrei anschließen:

    Europa braucht mehr Demokratie - Verfassungsbeschwerde einreichen!: Startseite

    Im Kern geht es um das Erzwingen einer Volksabstimmung ob nur unser gewähltes deutsches Parlament (Bundestag) oder auch die EU (ESM) über unsere Steuergelder mitbestimmen darf.

    Anschauen: Kurz-Info zum deutschem Volksentscheid
    Verfassungsbeschwerde: Volksentscheid für ESM und Fiskalvertrag - YouTube

    Anschauen: ESM
    Stoppt EU-Schuldenunion (ESM-Vertrag)! - YouTube

    Einfach auf Youtube nach " ESM " suchen. Es befinden sich dort noch viele weitere Videos zum Thema.

    Innerhalb einer Woche haben sich über 21.000 Menschen in Deutschland für eine Volksabstimmung entschieden. Bis zum 9. August hat noch jeder Zeit sich ebenfalls zu engagieren um den ESM aufzuhalten.

    Grüße

  6. Avatar von Tom1963
    Tom1963 ist offline

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    Standard AW: Fragen zum Euro

    Zitat Zitat von Lukas001
    In Griechenland arbeiten 750.000 Beamte und rund 600.000 Angestellte beim Staat und dies bei nur 10,8 Millionen Einwohnern. (Nur mal nebenbei: Wie sehen wohl die entsprechenden Zahlen für Deutschland aus?)
    In Deutschland arbeiten 2.714.000 Arbeiter und Angestellte, 185.000 Soldaten und 1.687.000 Beamte beim öffentlichen Dienst.
    Von dieser Menge sind jedoch ca. 1.5 Mio (1/3) teilzeitbeschäftigt.

    Bei 81.8 Mio Einwohnern ergibt dies eine Quote für den öffentlichen Dienst von 17,8.

    In Griechenland beträgt die Quote 8.

    D.h. dort arbeitet jeder 8. beim Staat, hier nur jeder 18.

  7. Avatar von EuroPaule
    EuroPaule ist offline

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    Standard AW: Fragen zum Euro

    Hallo,
    das Problem ist doch, dass für beide Szenarien (weitermachen wie beabsichtigt oder Ausstieg Deutschlands aus dem Euro) die Folgen nicht absehbar sind. Dafür sind die Zusammenhänge einfach zu komplex.
    Da die Idee einer gemeinsamen europäischen Währung allgemein als gute Sache verabschiedet wurde, verflogt man diese Richtung konsequenterweise weiter.
    Der aktuelle Streit zwischen den Wirtschaftsprofessoren zeigt, wie unklar die Zukunft in allen Fällen ist.

    Gruß Paule

  8. Avatar von Lukas001
    Lukas001

    Standard AW: Fragen zum Euro

    Die Troika hat jetzt schon zum wiederholten Male festgestellt, daß die Griechen gegen vertragliche Vereinbarungen verstoßen haben, aber das Geld der anderen europäischen Staaten natürlich gern genommen haben.
    Wann wird die Troika endlich zugeben, daß es den Griechen nicht an der Reformfähigkeit fehlt, sondern daß die Griechen schlicht und einfach keine Reformen wollen. Sie wollen vielmehr dauerhaft alimentiert werden. Muß man hier nicht von Insolvenzverschleppung reden?
    Wird die Troika also noch in diesem Jahr oder erst 2014 feststellen, daß die Griechen reformunwillig und vertragsbrüchig sind und daher die Drachme wieder einführen sollten?

  9. Avatar von neutraler Tippgeber
    neutraler Tippgeber

    Cool AW: Fragen zum Euro

    Zitat Zitat von Lukas001
    Wann wird die Troika endlich zugeben, daß es den Griechen nicht an der Reformfähigkeit fehlt, sondern daß die Griechen schlicht und einfach keine Reformen wollen. Sie wollen vielmehr dauerhaft alimentiert werden.
    Hallo,
    es geht eher um Alimentierung der Banken. Wer hält denn die ganzen Schulden von Griechenland - natürlich die europäischen Banken. Von den vielen Mrd., die nach Griechenland geflossen sind, kaufen sich die Banken aus dem Risiko. Die Griechen sehen von den Geldern vergleichsweise nur kleine Krümel. Auch der geplante Rettungschirm ESM ist nichts anderes, als die Banken aller EU-Staaten zu retten.

    Zitat Zitat von Lukas001
    Wird die Troika also noch in diesem Jahr oder erst 2014 feststellen, daß die Griechen reformunwillig und vertragsbrüchig sind und daher die Drachme wieder einführen sollten?
    Ja, die Drachme wird kommen, wenn sich die letzten Reichen, Banken und Versicherungen mit unseren Steuergeldern aus dem Risiko rausgekauft haben. Vorher nicht.

    Griechenland hätte man schon längst in die geordnete Insolvenz (Schuldenschnitt) schicken müssen, was aber leider gewisse "Kreise" viel Geld gekostet hätte.

    Ein Schuldenerlass würde auch viel mehr bringen als die griechische Wirtschaft in den Ruin zu sparen.

    Aber so wird das Ganze lieber auf den europäischen Steuerzahler, allen voran Deutschland, abgewälzt. Mit dem ESM droht uns das Gleiche auch noch bei den anderen Ländern (Spanien, Italien etc.).

    Der EURO und die EU dienen uns in der jetzigen Form absolut nicht. Es bedarf einer tiefen Reform auf politischer und wirtschaftlicher Ebene in der EU. Ansonsten müssen wir unsere Konsequenzen daraus ziehen.

    Grüße

  10. Avatar von Lukas001
    Lukas001

    Standard AW: Fragen zum Euro

    Nachdem Griechenland also unrettbar verloren ist und den deutschen Steuerzahler Milliarden Euro gekostet hat, ist nun wohl Italien an der Reihe.
    Rom nähert sich leise aber stetig dem Eurorettungsschirm und der italienische Ministerpräsident schließt Zahlungen der soliden Euroländer an Italien nicht mehr aus.
    Fragen:
    Wie lange können die blinden Eurobefürworter also noch behaupten, daß der Euro gerettet werden kann, wenn Italien fällt?
    Ist der Euro damit nicht automatisch am Ende, wenn Italien auch noch von den wenigen soliden Staaten finanziert werden soll?
    Müßte nicht auch Italien die eigene Währung wieder einführen ebenso wie Griechenland?

  11. Avatar von Lukas001
    Lukas001

    Standard AW: Fragen zum Euro

    Weiß vielleicht jemand, der sich gut auskennt, Antworten auf die drei Fragen oben?

  12. Avatar von neutraler Tippgeber
    neutraler Tippgeber

    Cool AW: Fragen zum Euro

    Angeblich soll Italien noch schlechter dastehen als Spanien, das wiederum jetzt unter den Rettungsschirm geht.

    Aber im Endeffekt spielt das Alles keine Rolle mehr, weil es kein mehrheitsfähiges Rezept bzw. keinen konsequenten politischen Willen zur Lösung des Schuldenproblems gibt.

    So lange das so ist, geht der EURO nach und nach in die Endrunde.

    Grüße

  13. Avatar von Lukas001
    Lukas001

    Standard AW: Fragen zum Euro

    Jetzt mal ehrlich: Wäre es nicht besser, wenn die 17 Eurostaaten alle wieder eigene Währungen einführen würden?

    Ach und noch etwas: Kann mal bitte jemand den Propheten spielen und voraussagen, wie die Klagen in Karlsruhe gegen den ESM ausgehen werden?

  14. Avatar von Bolitho
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    Standard AW: Fragen zum Euro

    Zitat Zitat von Lukas001
    Jetzt mal ehrlich: Wäre es nicht besser, wenn die 17 Eurostaaten alle wieder eigene Währungen einführen würden?
    Meiner Meinung nach: Nein! Die Kosten und Folgen für Deutschland in so einem Falle wären höher als alles, was wir uns heute ausmalen können. Aber das ist nur meine bescheidene Meinung. Die Argumentation findet sich weiter oben und in themengleichen Threads. Kann dem nicht mehr viel hinzufügen.

  15. Avatar von Lukas001
    Lukas001

    Standard AW: Fragen zum Euro

    Aber stören Sie sich denn nicht daran, daß wir für die Schulden der anderen Länder einstehen sollen? Ist das nicht grotesk und kriminell? Werden wir denn nicht erpressbar?

    Ich hätte so viele Fragen, ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll.

  16. Avatar von neutraler Tippgeber
    neutraler Tippgeber

    Cool AW: Fragen zum Euro

    Hallo Lukas,

    eigentlich kann es sich Deutschland nicht leisten aus dem EURO auszutreten oder gar interessiert sein, dass der EURO insgesamt verschwindet.

    Wir halten ca. 1 Billion EUR an Forderungen gegenüber Staaten, Zentralbanken, Rettungschirmen etc. pp.
    Wenn hier alle in den Konkurs gehen würden, bleiben wir auf unseren Forderungen sitzen - mit nicht abzusehenden Folgen für das deutsche Volk, den Rentner, den Arbeitnehmer und für die deutschen Unternehmen.

    Das große Schreckgespenst, was hier und im Fernsehen dem deutschen Michel weiß gemacht wird, dass die Einführung der Deutschen Mark und die damit einhergehende Aufwertung eine Katastrophe für Deutschland wäre, ist nonsense! Wenn die Deutsche Mark als Währung aufwertet, dann druckt man solange die DM, bis sie das nicht mehr tut - das weiß jeder Bankkaufmann, Volkswirt etc.
    (Währungsumtausch-) Preise entstehen durch Angebot und Nachfrage. Ist die Nachfrage nach der DM riesig, wird eben das Angebot an DM durch das (Nach-) Drucken vergrößert bis sich der gewünschte Gleichgewichtspreis eingestellt hat.

    Ein Land mit starker Währung bedeutet auch Reichtum für das Volk. Warum gehen denn so viele Deutsche in die Schweiz?!

    Aber wahrscheinlich ist es für Deutschland zu spät, da wir zu tief im EURO stecken.
    Schau Dir mal diesen 2h Film an. Der beschreibt die deutsche EURO-Katastrophe am Besten:

    Ist der Euro noch zu retten - Hans-Werner Sinn 19.12.2011 - YouTube

    Er ist aber für Otto-Normal-Verbraucher etwas schwer zu verstehen. Wenn Du Fragen zu bestimmten Sachverhalten im Film hast, kann Du mich auch mal kurz, für ein paar Minuten anrufen und nachfragen. Ich denke der Umfang zu den teils sehr komplexen Sachverhalten würde das Forum und auch meine Zeit bzw. Lust zu Tippen sprengen.

    Grüße

  17. Avatar von EuroPaule
    EuroPaule ist offline

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    Standard AW: Fragen zum Euro

    Hallo,
    Zitat Zitat von IRMSCHER FINANZ
    Wenn die Deutsche Mark als Währung aufwertet, dann druckt man solange die DM, bis sie das nicht mehr tut - das weiß jeder Bankkaufmann, Volkswirt etc.
    (Währungsumtausch-) Preise entstehen durch Angebot und Nachfrage. Ist die Nachfrage nach der DM riesig, wird eben das Angebot an DM durch das (Nach-) Drucken vergrößert bis sich der gewünschte Gleichgewichtspreis eingestellt hat.
    um dieses Mittel zu nutzen, müsste man die Aufgaben der Bundebank komplett anders definieren, als dies vor der Euroeinführung der Fall war. Bis dahin war die Preisstabilität (Inflation) das Ziel der Bundesbank, welches sie auch, teilweise sehr zum Ärger von Politik und Wirtschaft, stur verfolgte. Mit ihrer Unbhängigkeit war sie die Grundlage für den Erfolg der D-Mark und diente damit auch als Vorbild für die EZB.
    Eine D-Mark mit einer wie oben beschriebenen Währungspolitik würde sich anders verhalten, als wir es von der alten D-Mark gewohnt waren.

    Zitat Zitat von IRMSCHER FINANZ
    Ein Land mit starker Währung bedeutet auch Reichtum für das Volk. Warum gehen denn so viele Deutsche in die Schweiz?!
    Für einige mag eine sehr "verbraucherfreundliche" Steuergesetzgebung der Grund sein.
    In letzter Zeit hat auch ein hohes Lohnniveau Menschen in die Schweiz gelockt. Allerdings ist auch das Preisniveau entsprechend.

    Für ein exportorientiertes Land ist eine starke Währung nicht grundsätzlich positiv. Es gibt einen Korridor, der einerseits von Rohstoffpreisen und andererseits von Verkaufspreisen in Fremdwährungen und der daraus resultierenden Wettbewerbsfähigkeit, bestimmt wird.
    Außerhalb dieses Korridors bekommt die Exportwirtschaft Probleme, was sich naturgemäß auf die Staatseinnahmen auswirkt.
    Ganz ungüngstig sind immer sehr starke Schwankungen, weil hierdurch keine Kalkulation mehr möglich ist.

    Gruß Paule

  18. Avatar von Bolitho
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    Standard AW: Fragen zum Euro

    Zitat Zitat von Lukas001
    Aber stören Sie sich denn nicht daran, daß wir für die Schulden der anderen Länder einstehen sollen? Ist das nicht grotesk und kriminell? Werden wir denn nicht erpressbar?

    Ich hätte so viele Fragen, ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll.
    Nein, denn wir haben ja davon profitiert, dass es den anderen Ländern so schlecht geht. Denn ohne das Wachstum aus diesen Ländern, welches für Wachstum in Deutschland gesorgt hat und immer noch sorgt, ginge es uns heute nicht so gut (relativ gesehen). Man könnte es auch als Rückvergütung sehen.

    Außerdem werden wir davon langfristig profitieren. Als Beispiel kann man sich mal das Verhältnis USA - Deutschland nach dem 2. Weltkrieg ansehen. Die USA haben unendlich viel Geld investiert und es hat sich mehr als gut rentiert. Die Situation ist ähnlich, nur ist der Grund glücklicherweise ein anderer.

    Ein drittes Argument ist die größe der Märkte. Wir können als Deutschland nicht in einer Liga mit China und USA spielen, als Europa können wir das. Ich fände es jammerschade, wenn die wichtigen globalen Entscheidungen in Zukunft ohne Beteiligung Europas getroffen werden.

  19. Avatar von neutraler Tippgeber
    neutraler Tippgeber

    Cool AW: Fragen zum Euro

    Zitat Zitat von EuroPaule
    Hallo,

    um dieses Mittel zu nutzen, müsste man die Aufgaben der Bundebank komplett anders definieren, als dies vor der Euroeinführung der Fall war. Bis dahin war die Preisstabilität (Inflation) das Ziel der Bundesbank, welches sie auch, teilweise sehr zum Ärger von Politik und Wirtschaft, stur verfolgte. Mit ihrer Unbhängigkeit war sie die Grundlage für den Erfolg der D-Mark und diente damit auch als Vorbild für die EZB.
    Eine D-Mark mit einer wie oben beschriebenen Währungspolitik würde sich anders verhalten, als wir es von der alten D-Mark gewohnt waren.
    Man müsste die Aufgaben der Deutschen Bundesbank nicht komplett anders definieren. Eine "harte" Währung entsteht, wenn diese Währung knapp ist. Also sind die Preise auch stabil. Jedoch braucht jede Volkswirtschaft in unserem herrschenden System eine kleine Inflation um zu wachsen. Kaufen die Ausländer verstärkt die DM, so wird die DM in Deutschland immer knapper. Dies muss mit Nachdrucken der DM ausgeglichen werden.

    Zitat Zitat von EuroPaule
    Für einige mag eine sehr "verbraucherfreundliche" Steuergesetzgebung der Grund sein.
    In letzter Zeit hat auch ein hohes Lohnniveau Menschen in die Schweiz gelockt. Allerdings ist auch das Preisniveau entsprechend.

    Für ein exportorientiertes Land ist eine starke Währung nicht grundsätzlich positiv. Es gibt einen Korridor, der einerseits von Rohstoffpreisen und andererseits von Verkaufspreisen in Fremdwährungen und der daraus resultierenden Wettbewerbsfähigkeit, bestimmt wird.
    Außerhalb dieses Korridors bekommt die Exportwirtschaft Probleme, was sich naturgemäß auf die Staatseinnahmen auswirkt.
    Ganz ungüngstig sind immer sehr starke Schwankungen, weil hierdurch keine Kalkulation mehr möglich ist.

    Gruß Paule
    Es bringt einem Exportland wie Deutschland rein gar nichts, wenn die Käufer unserer Waren mit selbstgedrucktem Geld bezahlen (USA, Griechenland, Spanien, Italien, Portugal etc.). Wir haben mittlerweile Target-Forderungen von über einer halben Billion EURO gegen das EZB-System.

    Ziel sollte immer eine relativ ausgeglichende Handelsbilanz (Import/Export) sein. Nur weil wir als Exportweltmeister die Welt mit hochwertigen Gütern versorgen und dafür wertloses Papier (Geld) in Gegenzug erhalten, werden noch lange keine realen Werte für das deutsche Volk geschaffen.

    Grüße

  20. Avatar von EuroPaule
    EuroPaule ist offline

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    Standard AW: Fragen zum Euro

    Zitat Zitat von IRMSCHER FINANZ
    Es bringt einem Exportland wie Deutschland rein gar nichts, wenn die Käufer unserer Waren mit selbstgedrucktem Geld bezahlen (USA, Griechenland, Spanien, Italien, Portugal etc.). Wir haben mittlerweile Target-Forderungen von über einer halben Billion EURO gegen das EZB-System.
    Die USA drucken ihr Geld zwar auch selbst, fallen aber sicher aus der Liste der Länder heraus, gegen welche "wir" in Form der Bundesbank Targetforderungen" bilanzieren. Ich glaube auch nicht, dass ein baldiger Beitritt der USA zum Euro bevorsteht. Die Amerikaner erfüllen wohl derzeit nicht die Maastricht-Anforderungen .
    Das ändert natürlich nicht, dass Sie hier ein sehr interessantes aber auch extrem komplexes Thema ansprechen.
    Dieser Artikel in der Süddeutschen gibt ein wenig Übersicht über dieses Thema: Target-2-Salden der Bundesbank - Brisante Milliarden - Wirtschaft - sueddeutsche.de
    Wie bei vielen Punkten bezüglich der Finanzkrise sind sich die Experten auch hier alles andere als einig. Dieses Zitat aus dem genannten Artikel beschreibt dies:
    Sinns Warnungen treffen auf Widerspruch. Für die Bundesbank sind die Target-Salden nicht problematisch, sagt die Bundesbank selbst. Der Chefvolkswirt der deutschen Nationalbank, Jens Ulbrich, und sein Kollege, der Target-2-Experte Alexander Lipponer, reagieren und veröffentlichen einen Aufsatz zum Thema. "Für die Bundesbank stellt ein eigener positiver Target-2-Saldo kein anderes Risiko dar als ein positiver Target-2-Saldo der Banque de France", heißt es darin. Mit anderen Worten: Aus ihrer Sicht spielt es letztlich keine Rolle, welche Notenbank im Euro-Raum die Salden anhäuft - die Haftung ergebe sich allein aus ihrem Kapitalanteil an der EZB. Der liegt für Deutschland bei rund 27 Prozent. Würde also am Ende ein offener Posten bleiben, falls Griechenland die Euro-Zone verlassen würde und alle Salden der einzelnen Notenbanken verrechnet würden, würde Deutschland nur entsprechend der EZB-Beteiligung dafür haften. Punkt.
    Die Bundesbank steht mit ihrer Meinung nicht alleine. Der Wirtschaftsweise Peter Bofinger sagt, Sinn argumentiere wie am Stammtisch. Das Handelsblatt sieht in Target einen "rein technischen Vorgang" und widerspricht regelmäßig anderen Analysen. Die Zeit argumentiert in ihrem Herdentrieb-Blog wiederund wieder gegen Sinns Position.
    Zitat Zitat von IRMSCHER FINANZ
    Ziel sollte immer eine relativ ausgeglichende Handelsbilanz (Import/Export) sein. Nur weil wir als Exportweltmeister die Welt mit hochwertigen Gütern versorgen und dafür wertloses Papier (Geld) in Gegenzug erhalten, werden noch lange keine realen Werte für das deutsche Volk geschaffen.
    Ich weiß nicht, wie man in diesem Zusammenhang den Begriff "reale Werte für ein Volk" definieren könnte.
    Was verstehen Sie darunter?
    Wenn Im- und Export ausgeglichen sind, dann wäre die Frage, wo der Mehrwert (durch Arbeit und Know How) in dieser Bilanz auftaucht.
    Im Falle Deutschlands könnte man vielleicht diese Modellrechnung aufmachen:
    Export - Import = volkswirtschaftlich erbrachter Mehrwert.
    Damit sind wir in den letzten 62 Jahren in Relation zu anderen Volkswirtschaften nicht schlecht gefahren.
    Das US-Gegemodell (Import -Export = Schulden) scheint aus heutiger Sicht weniger Robust zu sein.

    In Sachen Export sind wir absolut gesehen übrigens nur noch Nummer drei in der Welt.

    Gruß Paule

  21. Avatar von neutraler Tippgeber
    neutraler Tippgeber

    Cool AW: Fragen zum Euro

    Zitat Zitat von EuroPaule
    Die USA drucken ihr Geld zwar auch selbst, fallen aber sicher aus der Liste der Länder heraus, gegen welche "wir" in Form der Bundesbank Targetforderungen" bilanzieren. Ich glaube auch nicht, dass ein baldiger Beitritt der USA zum Euro bevorsteht. Die Amerikaner erfüllen wohl derzeit nicht die Maastricht-Anforderungen .
    Die USA habe ich in diesem Kontext genannt, weil sie genau das Gleiche machen wie unsere südlichen EURO-Nachbarn: Geld drucken und unsere Waren kaufen. Dass die USA nicht zu Europa gehören, werden wohl die meisten Leser hier wissen. Trotzdem fand ich es wichtig die aufgehäuften Target-Forderungen der EZB in diesen Zusammenhang zu nennen, damit man sich ungefähr vorstellen kann, über welche Größenordnungen wir hier reden.

    Zitat Zitat von EuroPaule
    Das ändert natürlich nicht, dass Sie hier ein sehr interessantes aber auch extrem komplexes Thema ansprechen.
    Dieser Artikel in der Süddeutschen gibt ein wenig Übersicht über dieses Thema: Target-2-Salden der Bundesbank - Brisante Milliarden - Wirtschaft - sueddeutsche.de
    Wie bei vielen Punkten bezüglich der Finanzkrise sind sich die Experten auch hier alles andere als einig. Dieses Zitat aus dem genannten Artikel beschreibt dies:
    Sinns Warnungen treffen auf Widerspruch. Für die Bundesbank sind die Target-Salden nicht problematisch, sagt die Bundesbank selbst. Der Chefvolkswirt der deutschen Nationalbank, Jens Ulbrich, und sein Kollege, der Target-2-Experte Alexander Lipponer, reagieren und veröffentlichen einen Aufsatz zum Thema. "Für die Bundesbank stellt ein eigener positiver Target-2-Saldo kein anderes Risiko dar als ein positiver Target-2-Saldo der Banque de France", heißt es darin. Mit anderen Worten: Aus ihrer Sicht spielt es letztlich keine Rolle, welche Notenbank im Euro-Raum die Salden anhäuft - die Haftung ergebe sich allein aus ihrem Kapitalanteil an der EZB. Der liegt für Deutschland bei rund 27 Prozent. Würde also am Ende ein offener Posten bleiben, falls Griechenland die Euro-Zone verlassen würde und alle Salden der einzelnen Notenbanken verrechnet würden, würde Deutschland nur entsprechend der EZB-Beteiligung dafür haften. Punkt.
    Die Bundesbank steht mit ihrer Meinung nicht alleine. Der Wirtschaftsweise Peter Bofinger sagt, Sinn argumentiere wie am Stammtisch. Das Handelsblatt sieht in Target einen "rein technischen Vorgang" und widerspricht regelmäßig anderen Analysen. Die Zeit argumentiert in ihrem Herdentrieb-Blog wiederund wieder gegen Sinns Position.
    Stellen Sie mal Ihre Forderungen an das EZB-System, wenn es dieses nach dem Zusammenbruch des EURO nicht mehr gibt. Austritte aus dem EURO irgendwelcher Staaten ist noch in Ordnung, solange der EURO insgesamt von einigen haftenden finanzstarken Staaten weitergeführt wird. Fragt sich nur, wer das sein soll?

    Zitat Zitat von EuroPaule
    Ich weiß nicht, wie man in diesem Zusammenhang den Begriff "reale Werte für ein Volk" definieren könnte.
    Was verstehen Sie darunter?
    Das, was alle Ökonomen darunter verstehen: kein unendlich reproduzierbares Geld, sondern knappe Güter/ Resourcen.

    Zitat Zitat von EuroPaule
    Wenn Im- und Export ausgeglichen sind, dann wäre die Frage, wo der Mehrwert (durch Arbeit und Know How) in dieser Bilanz auftaucht.
    Im Falle Deutschlands könnte man vielleicht diese Modellrechnung aufmachen:
    Export - Import = volkswirtschaftlich erbrachter Mehrwert.
    Damit sind wir in den letzten 62 Jahren in Relation zu anderen Volkswirtschaften nicht schlecht gefahren.
    Das US-Gegemodell (Import -Export = Schulden) scheint aus heutiger Sicht weniger Robust zu sein.

    In Sachen Export sind wir absolut gesehen übrigens nur noch Nummer drei in der Welt.

    Gruß Paule
    Die Gleichung für Deutschland müsste wohl eher heißen: Export - Import = Forderungen.
    Ihr "Mehrwert für Deutschland" ist nichts anderes als Forderungen, die ein Gläubiger (wir) gegenüber einem Schuldner hat. Inwiefern das besser sein soll, wenn der Schuldner Konkurs geht und nichts zurückbezahlt, können Sie uns ja hier noch erklären.

    Ich für meinen Teil, wäre da lieber der Schuldner, der mit selbstgedruckten Geld die Waren und Resourcen dieser Welt einkauft und am Ende sich einfach für Pleite erklärt um evtl. das selbe Spiel von Vorne zu beginnen.
    Stichwort: USA, Griechenland, Spanien, Italien, Portugal

    Grüße

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