Noch vor einem Jahr galten die Emerging Markets als sicherer Hafen. Doch inzwischen hat auch die Krise die Schwellenländer eingeholt und die Kurse einstürzen lassen.

Wer in Emerging-Markets-Fonds oder -Zertifikaten investiert ist, musste in diesem Jahr bislang einiges einstecken. Die Schwellenländer-Börsen brachen reihenweise ein, der MSCI Emerging Markets als Kursbarometer sackte um 45 Prozent nach unten. Die einst hochgelobten Bric-Fonds, die auf die "Fantastischen Vier" Brasilien, Russland, Indien und China (Bric) setzen, büßten gar 60 bis 70 Prozent ein.

Die weltweite Konjunkturabkühlung trifft die Schwellenländer gleich doppelt. Länder wie Brasilien und Russland leiden unter dem Verfall der Rohstoffpreise. Außerdem schrumpft die Nachfrage in Ländern, die Güter für die Industrieländer produzieren. In China mussten schon massenhaft Wanderarbeiter entlassen werden, weil die Aufträge aus den USA weggebrochen sind.
Trotzdem, betonten die Experten, bleiben die Schwellenländer ein wichtiger Wachstumsmotor und werden künftig eine immer wichtigere Rolle für die Weltwirtschaft spielen.


China
Vor allem an den Aktienmärkten war die Krise zu spüren. In Schanghai und Shenzen platzte die Blase, die Indizes brachen um zwei Drittel ein. Die Konjunktur hat sich etwas abgekühlt – nicht nur aufgrund des nachlassenden Investitionsbooms nach den Olympischen Spielen. Erstmals seit Jahren könnte 2008 das Wachstum nicht mehr zweistellig sein. Die Weltbank rechnet für dieses Jahr mit einem Zuwachs von 9,4 Prozent, für 2009 gar nur noch mit einem Plus von 7,5 Prozent. Neuen Schub könnte das 460-Milliarden-Dollar-Konjunkturpropgramm bringen.

Russland
Ausverkaufsstimmung in Moskau: Der russische Leitindex büßte seit Jahresbeginn rund zwei Drittel seines Werts ein. Dies lag nicht nur am Öl- und Rohstoffpreis-Verfall. Auch die akute Liquiditätskrise russischer Banken und die staatlichen Eingriffe in die Wirtschaft führten zu heftigen Kursverlusten an der Börse. Ausländische Anleger zogen einen Teil ihres Geldes ab. Für das laufende Jahr wird ein Wirtschaftswachstum von sechs bis sieben Prozent erwartet. 2009 könnte das Wachstum auf drei Prozent zurückgehen, befürchtet die Weltbank.


Indien
Für indische Anleger war 2008 ein Jahr des Leidens: Der Sensex brach bisher um über 50 Prozent ein. Ausländer zogen rund 13 Milliarden Dollar aus dem Markt ab. Kleiner Trost: Indische Aktien sind nun wieder relativ günstig bewertet. Das Kurs-Gewinn-Verhältnis liegt nur noch bei knapp 12. Das rasante Wachstumstempo der indischen Wirtschaft hat sich in den letzten Monaten etwas verlangsamt. Analysten erwarten einen Rückgang von neun auf rund sieben Prozent. Für nächstes Jahr bleiben die Aussichten relativ düster, zumal auch noch im Mai Wahlen stattfinden.


Brasilien
Brasiliens Börse wurde ebenfalls von der Krise nicht verschont. Der Bovespa-Leitindex stürzte vor allem seit Mai kräftig ab. Besonders Rohstoffwerte litten. Viele internationale Anleger verkauften brasilianische Aktien auf der Flucht in sichere Anlagen. Dabei ist die brasilianische Wirtschaft weiter robust. Für das kommende Jahr wird ein Wachstum von zwei bis drei Prozent erwartet.

Südkorea
Besonders stark unter die Räder kam auch Südkorea. Seit Jahresbeginn brachen die Kurse in Seoul um fast 60 Prozent ein, die Währung Won gab deutlich nach. Erinnerungen an die Asien-Krise 1997 wurden wach. Wegen seiner Exportabhängigkeit und seiner hohen Auslandsverschuldung leidet Asiens viertgrößte Wirtschaftsmacht besonders unter der Rezession.

Ungarn
Unter den osteuropäischen Ländern wurde Ungarn am heftigsten von der Finanzkrise getroffen. Es drohte zeitweise gar der Staatsbankrott, bevor der IWF einschritt und das Land mit einem 20-Milliarden-Euro-Hilfspaket rettete. Der Forint und die ungarische Börse sackten dramatisch ab.