Betrug mit Kreditkarten - wer zahlt hier bzw. zahl hier überhaupt jemand?
Hallo,
es hat sicher der eine od andere das folgende schon erlebt:
"man überprüft die Kreditkartenabrechnung und stellt fest, dass hier Umsätze gelistet sind,
welche man nicht getätigt hat; man reagiert und läßt die Karte sperren, 1-2 Wochen später kommt die Ersatzkarte;
man erstattet auch Anzeige bei der Polizei; von der Bank bekommt man Formular, in welchem man
eidesstattlich erklärt die fragwürdigen Umsätze nicht selbst getätigt zu haben"
nehmen wir an es haben Unbekannte damit irgendwelche "Online-Geschichten" bezahlt;
hätte ich diese "Online-Geschichten" damit bezahlt, dann wäre der Weg des Geldes ja folgender:
die Bank belastet damit mein Konto, zieht sich das Disagio ab, und transferiert den Rest an den Händler;
da man das jetzt aber nicht selbst war sondern eben Unbekannte, bekommt man diese Beträge von der Bank refundiert;
und der Händler bekommt von meiner Bank nichts - oder doch?
bekommt der Händler überhaupt etwas od. bleibt dieser auf den Schaden sitzen?
würde ein Händler dies als kalkuliertes Risiko betrachten¹, bei Bezahlung mit Kreditkarte mal kein Geld zu sehen, weil Betrug?
dass der Händler erst viel später das Geld bekommt, sei hier nebenbei erwähnt;
¹ analoges gilt hier wahrscheinlich auch, wenn er denn tatsächlich Falschgeld untergejubelt bekommt;
weil die Bank nimmt es ihm nicht an, im Gegenteil, sie zieht die falschen Banknoten ein, und vernichtet diese;
(das wäre in der analogen Welt im stationären Handel)
AW: Betrug mit Kreditkarten - wer zahlt hier bzw. zahl hier überhaupt jemand?
Das dürfte ein Risiko der Händler sein, allerdings haben die Händler deutlich größere Risiken an anderer Stelle.
Mal ein Beispiel aus der Praxis gefällig?
Ich war für einen Onlinehändler zuständig, der unter anderem weiße Ware angeboten über verschiedene Vertriebswege angeboten hat.
Kunde kauft einen Kühlschrank im 4-stelligen Bereich. Der Kühlschrank wird per Spedition geliefert - es gibt keine Beanstandung. Wenn ich mich recht entsinne, erfolgte die Zahlung über Paypal oder der Kauf direkt über Amazon.
Kunde nimmt sein 14 tägiges Widerspruchsrecht in Anspruch. Allerdings ist Kunde umgezogen und vereinbart die Abholung mit der Spedition an einer anderen Wohnung.
Spedition holt den Kühlschrank an der neuen Wohnung ab. Allerdings ist der Kühlschrank so verbeult, als wäre er einmal die Treppe runtergefallen.
Trotzdem bekommt der Kunde problemlos sein Geld von Amazon oder Paypal zurück, welche sich das Geld dann vom Händler holen und der Händler bleibt auf dem Schaden erstmal sitzen. Der Händler hat damit einen Kühlschrank mit Totalschaden, zusätzliche Speditionskosten für die Rückholung und Entsorgungskosten und das alles bei extrem niedrigen Margen im Onlinehandel. Wie der Fall dann endgültig ausgegangen ist, weiß ich nicht mehr, ich vermute der Schaden ist beim Händler geblieben.
Und das ist kein Einzelfall.
Die Rückläufer nehmen extrem viel Zeit und Kosten in Anspruch. Da ist das Thema Kreditkartenbetrug zu vernachlässigen.
AW: Betrug mit Kreditkarten - wer zahlt hier bzw. zahl hier überhaupt jemand?
Zitat von BenniG
- Bank erstattet dir das Geld → holt es sich vom Händler zurück.
oder es kommt nie zur Auszahlung an den Händler, was der wahrscheinlichere Fall ist;
es gibt hier ja Fristen bis wann die Bank Beanstandungen bei der Abrechnung akzeptieren muss,
und diese Frist muss der Händler zusätzlich zu der Zeit für welche Dir die Bank 'Kredit' gewährt warten;
das kann im Extremfall bis zu 8 Wochen sein¹;
würde der Händler den Konkursantrag stellen bevor die Bank sich das Geld zurückholen kann,
fällt das als Gläubigerforderung an die Konkursmasse;
Zitat von BenniG
- Versicherung ist nur Backup für Sonderfälle.
welche Versicherung ist hier gemeint, eine die der Händler abgeschlossen hat,
oder eine Rückversicherung der Bank?
¹ je nach Kreditkarte ist die Zeit f. den gewährten Kredit bis zu 6 Wichen; bei meiner maximal 1 Monat und 3 Tage
zum 15. eines Monats erhalte ich die Abrechnung über die Umsätze, welche zwischen dem 15. des Vormonats bis zum 14. des Monats getätigt wurden;
und 3 Tage später wird der Betrag vom Konto eingezogen;
AW: Betrug mit Kreditkarten - wer zahlt hier bzw. zahl hier überhaupt jemand?
Zitat von MaxMuell00
oder es kommt nie zur Auszahlung an den Händler, was der wahrscheinlichere Fall ist;
es gibt hier ja Fristen bis wann die Bank Beanstandungen bei der Abrechnung akzeptieren muss,
und diese Frist muss der Händler zusätzlich zu der Zeit für welche Dir die Bank 'Kredit' gewährt warten;
das kann im Extremfall bis zu 8 Wochen sein¹;
Der Händler bekommt sein Geld ähnlich wie bei der EC Karte zeitnah innerhalb von ein paar Tagen auf sein Konto und nicht erst nach der Abrechnung des Kunden. Die Kreditkartenanbieter gehen hier in Vorleistung.
AW: Betrug mit Kreditkarten - wer zahlt hier bzw. zahl hier überhaupt jemand?
Zitat von tneub
Der Händler bekommt sein Geld ähnlich wie bei der EC Karte zeitnah innerhalb von ein paar Tagen auf sein Konto und nicht erst nach der Abrechnung des Kunden. Die Kreditkartenanbieter gehen hier in Vorleistung.
wenn du vom Nachfolger der Maestro-Karten den MasterCard-Debit Karten sprichst, dann ja, weil da gibt es auch keine Abrechnung, und da ist das Geld auch taggleich vom Konto weg;
hier gilt als Rahmen der Kontostand, welcher sich tägl. ändern kann;
aber bei den Kreditkarten, welche hier den Namen Kreditkarte auch verdienen ist das definitiv falsch
Kreditkarten: Kunde zahlt später
Bei Kreditkarten werden dem Kartennutzer der Betrag erst später belastet (Pay Later Cards), was für dich als Händler aber keine Bedeutung hat: Du erhältst deinen Umsatz garantiert in wenigen Werktagen, spätestens jedoch in wöchentlichem oder monatlichem Turnus. Dafür gibst du jedoch Anteile ab: Wie viel das ist, kannst du bei deinen favorisierten Anbietern erfragen, denn jeder wird dir andere Disagios berechnen.
Settlement: Transaktionsbetrag netto landet auf dem Händlerkonto
Händler:innen senden die vorliegenden genehmigten Berechtigungen komplett an den Zahlungsabwickler. Der sendet die Autorisierungen an das Kartennetzwerk.
Visa oder Mastercard leiten sie an die kartenausstellende Bank weiter.
Die Bank des:der Kartennutzers:in überweist den Kaufbetrag abzüglich bestimmter Gebühren (Interchange-Fee) an die Händlerbank.
24 bis 48 Stunden nach dem Beginn der Transaktion überweist die Händlerbank das Geld auf das Händlerkonto.
Kreditgebend ist demnach nicht Visa oder Mastercard sondern die kartenausstellende Bank, aber definitiv nicht der Händler