Vertragsweiterführung trotz horrender Kosten sinnvoll oder nicht?

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  1. Avatar von Imhoteph
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    Standard Vertragsweiterführung trotz horrender Kosten sinnvoll oder nicht?

    Liebe Foren Gemeinde,
    ich bin neu hier und zu meinem Leidwesen habe ich vor ~10 Jahren (jung und naiv) angefangen für meine Rente und für eine eventuelle Berufsunfähigkeit eine gekoppelte Versicherung abzuschließen. Ganz wie in dem Lied von Westernhagen: Es geht mir gut: "Keine Ahnung, kein Konzept".
    Worum geht es? Die hohen Kosten der gekoppelten Rentenversicherung fressen meine Beiträge für die Rente auf.
    2011 habe ich die Versicherung abgeschlossen, Schwerpunkt war die BUZ mit 500€ Absicherung pM. Der Berater hat mir aus steuerlichen Gründen empfohlen dies mit einer Rentenversicherung zu koppeln. Mit den Vorteilen, dass ich dann die BUZ Beiträge ebenfalls als Vorsorgeaufwendungen bei der Steuererklärung abziehen kann und durch die Kopplung die BUZ meine Beiträge für die Rentenversicherung um BU Fall weiter bezahlt.
    Beiträge damals: BUZ 30,71pM und Rente: 22,76€ pM. (nach Überschüssen insgesamt 44,25€)
    Jetzt zahle ich (auch aufgrund der vereinbarten Dynamik, die ich nicht immer abgelehnt habe deutlich mehr)
    Die BU "Rente" liegt nun bei 985,91€ für 66,28€ (nach Überschüssen: 46,32€). Der Rententeil dabei ist ebenfalls gestiegen auf 48,32€
    Das sieht noch nicht schlimm aus, aber nun zu den Kosten.
    Der Einfachheit Halber mal nur für 2020:
    + 553,92 € eingezahlter Beitrag für die Rente
    + 060,20 € Zinsen & Überschüsse
    - 42,97 € Abschluss- und Vertriebskosten
    - 69,72 € übrige Kosten incl. Verwaltungskosten
    ---------------
    - 52,49 € Gesamtverlust im Jahr 2020
    das sind fast 10% der Beiträge.
    Jetzt habe ich noch den Steuervorteil, der laut meinem Berater bei 30% liegt - ich habe das noch nicht richtig nachvollziehen können, ob die 30% wirklich stimmen, da im Steuerbescheid für mich nicht ausreichend aufgeschlüsselt ist, woher die Erstattung kommt. Wenn das mit 30% stimmt, wäre der Hauptteil meiner Steuererstattung aufgrund der Vorsorgeaufwendungen.
    das wären dann aber 166€ und wegen der Kopplung noch einmal 159,08 Steuererstattung für die BUZ. Macht dann:
    - 52,49 € Gesamtverlust im Jahr 2020
    + 325,00 € Steuererstattung
    ------------
    + 272,51 € Gewinn
    So gesehen in Summe ein gutes Plus. Aber ich finde es seltsam, wenn der Vertrag nur zusammen mit der Steuererstattung lohnenswert ist.
    Ich zahle also 46,98€ / 1000€ BU Rente
    Ich könnte jetzt eine betriebliche BUZ für 70,30€ / 1000€ BU Rente abschließen.
    Das sieht auf den ersten Blick unrentabel aus. 1. vom Beitrag und zweitens wegen der Steuerlichen Erstattung.
    Welche Optionen habe ich also in der Situation?
    1. weiterlaufen lassen
    2. Rente beitragsfrei stellen und BUZ weiter laufen lassen
    3. Kündigen und neue BUZ abschließen
    4. Rückabwicklung?
    zu 1.
    Hier stellt sich mir die prinzipielle Frage der Sinnhaftigkeit der BUZ und auch die notwendige Höhe. Noch mehr wird mir einfach zu teuer. Im Falle von Berufsunfähigkeit ist der Betrag aber realistisch betrachtet zu gering.
    zu 2.
    Mir wurde von meinem Berater gesagt, dass sich der Beitrag für die BUZ Rente in diesem Fall auf 65€ erhöht. Damit also 65,9€/1000€ BUZ. Zusätzlich muss ich auf die Steuererstattung verzichten. Gesamtkosten 2020: 94,64*12 - 272,51 = 863,17€, also 71,93€ pM. VS 65 € pM
    Diese Option erscheint mir wegen der jährlichen Einsparung von 83,16€ und dafür nichts für die Rente zu haben nicht sinnvoll.
    zu 3.
    Siehe 4., aber bei der betrieblichen BUZ habe ich noch die monatliche Steuerersparnis, da sich mein Brutto ja um den Beitrag reduziert. Also 18% von 70,30€; damit komme ich dann auf 57,65€. Dafür muss ich die BU Rente versteuern, sobald sie fällig wird. Das ist fast die gleiche Rechnung wie 2., sieht ebenfalls nicht sinnvoll aus.
    zu 4. geht das überhaupt wegen der verschwiegenen, hohe und undurchsichtigen Kosten? Ist das überhaupt sinnvoll? Wenn das ginge hätte ich meine Beiträge komplett zurück, also sämtliche Kosten der Versicherung eingespart. Müsste das Geld vermutlich nachversteuern, da ich ja eine Steuererstattung für die Beiträge bekam. Und könnte dann die betriebliche BUZ abschließen und mittels Fonds / ETFs oder sonstwie für meine Rente sparen ohne den Versicherungsmantel. Das scheint mir wesentlich mehr Flexibilität zu ermöglichen.
    Habe ich das so richtig durchdacht oder fehlen wesentliche Einflüsse?
    Kann ich irgendwas bezüglich der hohen Kosten der Rentenversicherung unternehmen?

  2. Avatar von titan1981
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    Standard AW: Vertragsweiterführung trotz horrender Kosten sinnvoll oder nicht?

    Hallo,

    1. ich würde mich erst einmal darum kümmern ob du überhaupt noch eine BU ohne Altersvorsorge bekommen kannst. Wenn das gegeben ist würde ich mir eine ausreichende Absicherung je nach Einkommen, als reine BU abschließen. Es bringt nichts eine 1000€ BU zu beenden wenn man keine andere mehr bekommt. 1000€ sind schon mal mehr als gar keine.
    2. Dann würde ich schauen ob ich die alte BUZ entsprechend der Rahmenbedingungen abändern kann, damit die Kosten nicht mehr so hoch sind. Das könnte bedeuten, dass du die Fonds wechselst. Das könnte den Gewinn steigern. Wenn das nicht geht und du hast eine ausreichende BU könntest du der Dynamik meist 3 mal in Folge widersprechen dann fliegt die automatisch raus und dann würde nach 5 Jahren die Abschluss und Vertriebskosten ganz entfallen die fallen immer neu für 5 Jahre für den Erhöhungsanteil an.... Das könnte die Kosten weiter drücken. Dann blieben nur noch die Verwaltungskosten um die du nicht mehr herum kommst.
    3. Den Steuervorteil hast du dir mal berechnen lassen es gibt einige Tools im Internet zu finden wenn man nach Rürup Rechner und Steuererstattung sucht. So ab 60.000€ zu versteuernden Einkommen erreicht man die "maximale" Förderung. Das ist das Einkommen das dir das Finanzamt ausrechnet nicht das auf dem Lohnzettel. Das ist der Grund warum sich Rürup für Angestellte erst dann "lohnt". Ab hier bekommt man die maximal mögliche Förderung aus Rürup. Heißt aber auch nicht dass sich der Vertrag dann für dich lohnt.

    zu deinen Fragen
    1. erst einmal Prüfen welche Optionen du hast und dann entscheiden also ja erst einmal bis zur Klärung weiter laufen lassen.
    2. Eine Rüruprente kann man nicht kündigen höchstens beitragsfrei stellen. Somit würdest du die BU verlieren. Meist gestaltet sich die Umstellung auf eine SBU als schwer bis unmöglich. Meist ist die SBU von diesem Anbieter dann zusätzlich teuer. Vorteil von deiner BUZ du bist über 10 Jahre drüber die Versicherung kann dir also nicht die Leistung aufgrund versehentlich falscher oder unvollständiger Angaben kündigen.
    3. wenn sich aus 1. das ergibt würde ich auf eine SBU umstellen. mit einer Betrieblichen BUZ hast du ein Problem wenn du den Arbeitgeber wechselst der neue wird eine BUZ von einem anderen nicht akzeptieren.... Somit würdest du wieder wahrscheinlich die BU verlieren.... zudem verlierst du ggf. Anteile von deiner gesetzlichen Rente dadurch....
    4. dieser Weg wird wohl auf ein gerichtliches Verfahren hinauslaufen. Kannst du das denn schriftlich belegen dass du falsch beraten wurdest?

  3. Avatar von Imhoteph
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    Standard AW: Vertragsweiterführung trotz horrender Kosten sinnvoll oder nicht?

    Hallo titan,

    und schon einmal vielen Dank für deine Antworten.
    ich kann eine neue BU abschließen (eben die betriebliche) mit den Vorteilen: keine Gesundheitsprüfung bis 1500€ und damit im vgl zu meiner bestehenden etwas besser, da ich da einen Ausschluss drin habe. Aber wie ich mir ausgerechnet habe auch etwas teurer aufgrund der fehlenden Steuererstattung und der anschließenden Versteuerung der Rente und dem von dir angesprochenen "Problem" bei Arbeitgeberwechsel.

  4. Avatar von Imhoteph
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    Standard AW: Vertragsweiterführung trotz horrender Kosten sinnvoll oder nicht?

    Zitat Zitat von titan1981
    Hallo,
    4. dieser Weg wird wohl auf ein gerichtliches Verfahren hinauslaufen. Kannst du das denn schriftlich belegen dass du falsch beraten wurdest?
    Ich habe die Unterlagen des Beratungsgesprächs noch und aus dem Beratungsprotokoll gehen keine Kosten hervor. Ansonsten fällt es mir schwer das zu beweisen. Aber müsste nicht vielmehr der Makler oder Versicherer beweisen, dass er mich über die Kosten aufgeklärt hat? Sind Beispielfälle bekannt?

  5. Avatar von titan1981
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    Standard AW: Vertragsweiterführung trotz horrender Kosten sinnvoll oder nicht?

    ich kenne dein Einkommen nicht aber auch 1.500€ könnte etwas gering sein. Man sollte schon 70-80% vom Netto absichern, sollte man dies können. Du darfst auch mehr als 1 BU dein eigen nennen also würde sich eine Kombination anbieten gerade bei größeren BU Gesamtsummen splittet man dies eh auf mehrere BU Versicherungen auf. Vielleicht ist auch die Kombination aus der "alten" und einer neuen BU schon ausreichend. Aber hierzu brauchst du aber einen guten Makler der sich hierauf spezialisiert hat und nicht mit seinen Zertifikaten wedelt aber nicht abliefern kann... Dieser müsste den Iststand und das Angebot des Arbeitgebers dann prüfen. Zudem musst du dir Gedanken machen ob du bis zur Rente dort bleiben würdest. Wenn nicht wirst du vielleicht mit 55 ohne diese BU dastehen, gerade dann wenn die Wahrscheinlichkeit BU zu werden immer weiter steigt und man wahrscheinlich keine mehr abschließen kann da zu viele relevante gebrechen....

    ich habe auch noch 2 alte BUZ im Bestand die ich nicht weiter erhöhe und die enthaltenden Fonds entsprechend angepasst. So gut es halt ging. Der Vorteil ist dass es ohne Ausschlüsse, älter als 10 Jahre somit "sicher" sind. Zusätzlich habe ich 2 weitere SBU abgeschlossen um auf die Zielabsicherung zu kommen, hier laufen auch die Dynamiken weiter. Glücklicherweise auch ohne Ausschlüsse. Hier muss ich aber noch auf die 10 Jahre warten.
    Somit kann ich die steuerlichen "Vorteile" der BUZ nutzen und da mein zu versteuerndes Einkommen über der 60.000€ grenze liegt.

    Mir sind keine Fälle bekannt dass jemand aus einer BUZ Rechtsstreit über eine Rückabwicklung sein Geld zurück bekommen hat. Aber ich bin auch kein Makler etc.

    offtopic:
    Wenn es dir um eine Zusatzrente geht zur gesetzlichen würde ich erst einmal prüfen welcher Typ AV überhaupt in deinem Fall sinnvoll ist. Es gibt ja deutlich mehr möglichkeiten die unter umständen auch zusätzlich Sinn machen könnten
    # Riester, so lange es ihn noch gibt, als Gutverdiener hier sieht man auch die Erstattung in der Steuererklärung. Die Rendite kommt über die Steuerersattung die man dann gut anlegen sollte (ETF z.B.)
    # Rürup, lohnt sich nur für wenige meist mit gutem Einkommen >60.000€ zu versteuern.
    # BAV ohne BUZ wenn der Arbeitgeber kräftig oder alleine zahlt
    # PRV lohnt sich aktuell meist nicht mehr
    # Depot sparen

    bei den GRV, BAV, Riester, Rürup, PRV lohnt es sich erst wenn du älter wirst, als der Durchschnitt und du vor dem Ableben nach Steuern und Inflation wieder deine eingezahlten Beiträge raus hast. Das schaffen leider nicht mehr viele.... Trotzdem sollte man nicht alles auf eine Karte (Depot) setzen auch hier kann es schneller weg sein als es da war.

  6. Avatar von utopus
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    Standard AW: Vertragsweiterführung trotz horrender Kosten sinnvoll oder nicht?

    Man sollte nichts abschließen, nur weil es Steuern "spart".

    Auch gekoppelte Versicherungen sind meistens nicht so gut.

    Im Rentenalter muss man die entsprechenden Renteneinkünfte dann vermutlich wieder versteuern.
    Und zusätzlich ist die Kaufkraft des eingezahlten Geldes bis dann deutlich geringer.

    Versicherungen müssen auch noch was verdienen - und auch der Arbeitgeber spart sich Sozialversicherungsbeiträge bei der BAV.
    (Dadurch wird dann der Anspruch an die gesetzliche Rente/Krankengeld/ALG geringer.)

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