
 Zitat von 
Schlapphut
 
Da du schreibst, du seiest Investor der ersten Stunde, gehe ich davon  aus, dass du den MIG 1 gezeichnet hast. Wenn das der Fall ist, solltest  auch du den Exit der "etkon" miterlebt haben. Man möge mich nicht auf  genaue Zahlen festnageln (nachrechnen kann ich grad auch nicht), aber  wenn ich es noch recht in Erinnerung habe, müsste der Exit von "etkon"  allein um die 40% des, in den MIG Fond 1, investierten Kapitals  eingebracht haben. 
 Soviel also mal zu der Aussage "die MIG bringen keinen Exit" zustande. 
 
 Dass bisher bei keinem weiteren Beteiligungsunternehmen ein Exit  stattgefunden hat, mag mehrere Gründe haben. Da ich nicht im Management  der MIG tätig bin und auch sonst über keinerlei Insiderinformationen  verfüge, kann ich an dieser Stelle auch nur mutmaßen, warum dies so ist.  
 Einen Grund (wenn nicht der Hauptgrund) würde ich auf jeden Fall in der  Finanzkrise sehen. Infolge der Finanzkrise sind die Märkte zunächst mal  ordentlich eingebrochen, wie man in den Nachrichten ja verfolgen konnte.  Banken trauten sich untereinander nicht mehr, dies führte zum  Zusammenbruch des Interbankenmarktes. Ebenso wurde die Kreditvergabe an  Unternehmen seitens der Banken zurückgefahren. Man liest dabei in den  Nachrichten gerne mal von einer Kreditklemme. Unternehmen hätten  Projekte die lukrativ wären, sie werden aus der Angst vor dem Risiko das  Kapital zu verlieren, seitens der Banken nicht finanziert. Oder aber  der verlangte Zins wäre derart hoch, dass ein Projekt für den, der es  durchführen wollte, somit nicht mehr lukrativ ist. Auf diese Weise  werden die Möglichkeiten von investitionswilligen Unternehmen  beschnitten. Projekte können dann nur noch über bereits vorhandenes  Kapital innerhalb des Unternehmens oder über Dritte finanziert werden.
Hinzu kommt, dass die Mehrzahl der Unternehmen in Krisenzeiten das Geld  beisammen hält und die Investitionen auf das Nötigste beschränkt werden.  Das selbe gilt für viele Privatpersonen natürlich genauso. Als  Privatperson überlegt man sich ja in Zeiten, in denen man evtl. morgen  arbeitslos sein könnte auch ob man sein Geld komplett ausgibt, oder doch  einen Teil für Notfälle / schlechtere Zeiten anspart.
Lange Rede, kurzer Sinn: Durch die Finanzkrise dürfte es schwerer  geworden sein (als es ohnehin schon ist) investitionswillige Unternehmen  zu finden, die ein Beteiligungsunternehmen aufkaufen. Dies ist eine  erste, nicht unerhebliche, Hürde.
Zudem macht natürlich das bereits oben angesprochene Einbrechen der  Märkte auch vor den Beteiligungsunternehmen nicht halt. Da die  Beteiligungsunternehmen jedoch nicht börsennotiert sind, wird dies  meistens jedoch nicht auffallen. Bemerkbar macht sich dies im Falle von  neuen Eigenkapitalinvestoren, wenn diese, wie in meinem Beispiel, einen  größeren Unternehmensanteil erhalten als Altinvestoren bei selber  Investitionssumme erhalten haben.
Würde nun in solch einem Marktumfeld ein Exit angestrebt, wäre dies für  die MIG Fond Investoren kontraproduktiv. Teile, des in das Unternehmen  investierte Kapital, wären verloren.
Ein Verkauf zu solch einem Zeitpunkt, williger Käufer vorausgesetzt,  wäre nur dann sinnvoll, wenn man davon ausgehen würde, dass das  Beteiligungsunternehmen auch in Zukunft nicht mehr höher bewertet werden  wird.
Vereinfacht gesagt, wenn ich gestern einen Gegenstand für 100 Euro  gekauft habe, der heute aufgrund von Marktschwankungen nur 50 Euro am  Markt wert ist, werde ich diesen nur dann für 50 Euro verkaufen, wenn  ich damit rechne, dass der Preis dafür in Zukunft nicht mehr steigt oder  noch weiter fällt. Man würde also seine Verluste bei einem Verkauf  begrenzen. Geht man jedoch davon aus, dass der Preis für den Gegenstand  übermorgen mehr als 100 Euro beträgt, wird man heute nicht für 50 Euro  verkaufen.
Überträgt man diesen Gedanken auf die Beteiligungsunternehmen, werden es auch die MIG Fonds mit den Exits ähnlich halten. 
Neben dem Verkauf des Beteiligungsunternehmens wäre übrigens eine weiter  Exitstrategie, das Unternehmen an die Börse zu bringen, also am Markt  zu handeln. Durch die Finanzkrise ist dies aber in der Regel auch keine  Option, da der Einführungspreis der Aktie niedriger wäre, als in guten  Zeiten. Ein höherer Einführungspreis bedeutet mehr Geld für das  Unternehmen, welches and die Börse geht. Man hat in der jüngeren  Vergangenheit hin und wieder mal in den Nachrichten gelesen oder gehört,  dass Unternehmen xy eigentlich einen Börsengang geplant habe, diesen  aber aufgrund des Marktumfeldes zurückgezogen hat. 
Abschließend noch die eigentliche Frage: Hatte "risikokapital" Recht mit  seiner Meinung, der Preis für Beteiligungsunternehmen xy wäre zu hoch  gewesen?
Von meiner Seite gibt es da ein ganz klares NEIN. Er hatte nicht recht,  so lange unterstellt wird, dass die Beteiligungsunternehmen zu jedem  Zeitpunkt fair bewertet worden sind. 
Um dies zu verstehen kann man sich auch wieder den Aktienmarkt  veranschaulichen. Ein börsengehandeltes Unternehmen kann heute einen  Kurs von 10 €uro/Aktie aufweisen. Man kann nun (Insiderwissen usw. mal  ausgeschlossen) davon ausgehen, dass 10 €uro je Aktie heute auch den fairen Preis des Unternehmens darstellt. 
Fällt der Kurs morgen oder zu einem sonstigen Zeitpunkt in der Zukunft  auf 5 €uro/Aktie stellt dies den, dann gültigen, fairen Wert des  Unternehmens dar. Keiner wird zu diesem Zeitpunkt mehr als 5 €uro pro  Aktie bezahlen, jedoch weiß man heute nicht mit Sicherheit wie sich der  Kurs morgen oder in Zukunft entwickeln wird.
Übertragen auf die Investitionen der MIG Fonds heisst dies, es kommt auf den Zeitpunkt der Investition an.
Heute den Brötchenpreis von vor 10 Jahren zu beweinen, macht die Brötchen heute auch nicht günstiger.
Zu bedenken gebe ich auch: Irgendwann muss ja der Transfer von Geld  stattfinden. Wenn der MIG Fond 1 nicht vor 5 Jahren in  Beteiligungsunternehmen xy investiert hätte, hätte es entweder ein  anderer Venture Capital Fond getan, das Beteiligungsunternehmen hätte  sich fremdfinanzieren müssen über Bankkredite mit Zinszahlungen, oder  aber mangels Finanzierungsmöglichkeiten würde es Beteiligungsunternehmen  xy heute nicht mehr geben.
Was auch nicht vergessen werden darf: Sollte ein Beteiligungsunternehmen  neues Kapital benötigen, welches durch Hinzunahme neuer  Eigenkapitalgeber geschehen soll, erhalten die neuen Eigenkapitalgeber  im Falle einer Neubewertung, die höher ausfällt als die Bewertung zu  Zeiten des Einstiegs der Altinvestoren, einen geringeren Anteil am  Unternehmen. Die Neuinvestoren zahlen dann also einen höheren Preis.
Mal gewinnt man, mal verliert man. So lange im Falle eines Exits das eingesetzte Kapital zzgl. eines angemessenen Betrages x zurück kommt, solltest du dich nicht aufregen, sondern über die Auszahlung freuen. Neid auf Investoren, die später eingestiegen sind und mehr fürs gleiche Geld bekommen haben, vermiest dir nur die Freude über den eigenen Erfolg.
Meine Antwort auf deine Frage ist zwar etwas ausgeufert, aber bei solch einem Thema kann man einfach vom hundertsten ins tausendste kommen. Und ich denke, die ein oder andere Unklarheit konnt ich damit noch beseitigen.